WEITVERBREITETER WILDHUND
Der Rotfuchs (Vulpes vulpes) ist in Europa, Nordamerika, Asien und in Nordafrika verbreitet. Nach Australien wurde er einst zur Jagd eingeschleppt. Sogar in über 3.000 Meter Höhe in den Alpen und Pyrenäen konnte der Rotfuchs nachgewiesen werden.
Das schlaue Raubtier stellt an seinen Lebensraum nur wenige Ansprüche. Er lebt in Wäldern, genauso wie in Halbwüsten und zunehmend auch im besiedelten Bereich.
TIERISCHE WOHNGEMEINSCHAFTEN
Meistens werden von den Füchsen bereits bestehende Baue von Dachsen genutzt oder Kaninchenbaue gereinigt und erweitert. Von größeren Anlagen werden meist drei bis fünf Eingänge sowie der sogenannte „Kessel“ im Zentrum verwendet. Dachs und Fuchs nutzen bei größeren Systemen auch gemeinsam die Baue zur Jungenaufzucht.
Die von den Jungfüchsen abgesonderten Exkremente führen im April und Mai zu einem typischen, sehr strengen und unangenehmen Geruch im Kessel.
GEMEINSAME JUNGENAUFZUCHT
Im Januar und Februar, während sich manch andere heimische Tiere im Winterschlaf befinden, durchstreifen die Rüden während der Ranzzeit bzw. Rollzeit bis zu 400 Hektar große Aktionsräume. Außerhalb der Paarungszeit wird die Reviergröße durch das Nahrungsangebot bestimmt.
Die Orientierung bei der Partnersuche erfolgt anhand der Sexualpheromone, die über den Harn der Fähe abgegeben werden. Haben sich die Paare einmal zusammengefunden, so bleiben sie es meist auch für lange Zeit.
Nach der Paarung werden nach etwa 51-53 Tagen werden durchschnittlich vier bis sechs, zunächst nussbraun gefärbte Jungen (Welpen), geboren. Sie kommen blind zur Welt und wiegen ca. 90-120 Gramm. Nach 12-16 Tagen öffnen sie die Augen. Die Mutter verlässt in dieser Zeit kaum den Bau, die Nahrungsversorgung übernimmt der Rüde. Der Bau wird nach ca. drei Wochen das erste Mal vorsichtig verlassen. Werden die Gehecke gestört, erfolgt der Umzug in andere Unterschlupfmöglichkeiten.
Nach etwa drei bis vier Monaten können die Jungfüchse ihre Nahrung bereits selbst beschaffen und gelten als raubmündig. Auch das Fell hat längst die rote Färbung des Alterskleides erhalten. Im Herbst werden die Jungtiere geschlechtsreif und verlassen das elterliche Revier. Die verspielten und noch unerfahrenen Tiere werden dabei nicht selten Opfer von Wildunfällen im Straßenverkehr.
ANPASSUNGSFÄHIGER KULTURFOLGER
Füchse, die zu den hundeartigen Raubtieren gehören, sind allgemein extrem anpassungsfähig und stellen sich sehr schnell auf neue Umweltbedingungen ein.
Es werden z.B. nicht nur Baue in Naturböden genutzt, sondern auch Höhlen in Bahndämmen, Betonröhren und Bauruinen. In dörflichen Siedlungen sowie Stadtrandbereichen werden die zahlreichen Unterschlupfmöglichkeiten und auch das vielfältige Nahrungsangebot vom Fuchs zunutze gemacht. Viele europäische Städte sind durch urbane Fuchspopulationen dicht besiedelt. Er gilt als Kulturfolger. Sein breites Nahrungsspektrum sowie sein flexibles Sozialverhalten fördern die erfolgreiche Ausbreitung.
FLEXIBLER ALLESFRESSER
Die bevorzugte Nahrung des Rotfuchses sind Kleinnager wie z.B. Rötel- und Feldmäuse. Aas aber auch Beeren, Obst, Getreide und Eicheln werden in Abhängigkeit von der Jahreszeit und Verfügbarkeit vor Ort verzehrt. Da der Fuchs auch völlig neue Nahrungsangebote schnell erkennt und nutzt, gilt er als anspruchsloser Generalist bzw. Allesfresser. Im Siedlungsbereich verliert er zunehmend seine Scheu und bedient sich gern auch in Hühner- und Kleintierställen.
Bei der Nahrungssuche ist der Rotfuchs allein unterwegs.
AUSGEPRÄGTES SOZIALLEBEN
Füchse sind zwar bei der Jagd Einzelgänger, leben aber bei ausreichendem Nahrungsangebot als Mitglieder einer lockeren Gemeinschaft in hierarchisch strukturierten Gruppen zusammen. Diese Gruppen bestehen häufig aus einem Rüden und mehreren Fähen, die ein bestimmtes Territorium in Abhängigkeit der Eignung und Nahrungsverfügbarkeit nutzen.
In solchen Familiengemeinschaften helfen sogar häufig die meist rangniederen, nichtreproduzierenden Fuchsfähen bei der Jungenaufzucht eines dominanten Fuchspaares mit.
KRANKHEITEN
Der hauptsächlich vom Fuchs übertragene Tollwut-Virus, welcher auch für ihn eine lebensbedrohliche Gefahr darstellte, gilt mittlerweile durch gezielte Köderimpfungen als weitgehend bekämpft. Dadurch haben sich jedoch die Fuchspopulationen auch nachweislich erhöht.
Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis), stellt allerdings nach wie vor eine Gefahr für den Menschen dar. Der Rotfuchs gilt als Hauptendwirt des Erregers und scheidet mit dem Kot die Bandwurmeier aus. Wenn Menschen als sogenannter Fehlwirt über z.B. ungewaschene Beeren die Bandwurmmeier aufnehmen, kann es zu einer möglichen Infektion kommen. Im menschlichen Darm schlüpfen die Larven, werden zur Leber transportiert und schädigen dort das Lebergewebe. Diese Infektionen werden aufgrund der langen Inkubationszeit von durchschnittlich 10 Jahren erst sehr spät erkannt. Meistens enden solche Infektionen tödlich.
Auch bei der parasitären Erkrankung Räude ist der Mensch ein Fehlwirt. Jedoch können sich die Räudemilben beim Menschen nicht vermehren, sorgen aber dennoch für unangenehme Hautreizungen.
Eine weitere Viruserkrankung bei Füchsen ist die Staupe. Die Übertragung erfolgt nur zwischen hundeartigen Raubtieren wie Füchsen, Wölfen und Hunden. Jedoch können auch Waschbären, Dachse, Marder und Otter durch eng verwandte Varianten des Virenstammes infiziert werden. Die Symptome können vielseitig sein und in verschiedenen Phasen auftreten. Das Lymphsystem, der Magen-Darm-Trakt, die Atemwege sowie Haut und Augen sind betroffen. Die Infektion endet in den meisten Fällen tödlich. Hunde können durch eine Impfung geschützt werden.
VOM JÄGER ZUM GEJAGTEN
In einigen Ländern, wie z.B. England hat die Fuchsjagd, insbesondere zu Unterhaltungszwecken der Oberschicht eine lange Tradition. Diese Form der Hetzjagd auf lebende Tiere wurde aber inzwischen verboten. In einigen Ländern werden Füchse auch zur Beschaffung von begehrten Fellen für die Pelzindustrie bejagt.
Heutzutage regelt das Bundesjagdgesetz (BJagdG) die jagdbaren Tiere - dabei wird in zwei Gruppen unterschieden - Haarwild (Säugetiere) und Federwild (Vögel).
Der Rotfuchs gehört zu den jagdbaren Säugetieren und wird in Deutschland, mit Ausnahme einiger weniger Bundesländer, das ganze Jahr über gejagt. Ausschließlich während der Jungenaufzucht werden die Elterntiere (vorwiegend die Weibchen) geschont. Die detaillierten Regelungen über Jagd- und Schonzeiten kann man im Bundesjagdgesetz nachlesen. Die Fuchsstrecke, d.h. die Anzahl der Füchse, die in einer bestimmten Zeit erlegt wurden, wird für 2020/2021 mit knapp einer halben Million angegeben.
Fuchsfamilie (Foto: Silvio Heidler)
Drei Fuchswelpen (Foto: Silvio Heidler)
Einzelner Fuchswelpe (Foto: Silvio Heidler)